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VORGESCHICHTE EINLEITUNG 

Carlos ist 42 Jahre alt und sportlich aktiv. Er liebt intensives Training im Fitnessstudio (6/7 Tage in der Woche). Er trainiert abwechselnd jeweils an einem Tag mit Gewichten und am Tag darauf macht er Ausdauertraining. Seinen Arbeitstag verbringt er fast ausschließlich sitzend. Seit 2 Monaten hat er Schulterschmerzen links. 

Die Symptome sind nach und nach aufgetreten. Sie kommen und gehen ohne ersichtlichen Grund. Bei vielen täglichen Verrichtungen hat er Beschwerden. Zum Beispiel: Ankleiden, Arm nach oben oder seitlich anheben, kreisen und drehen, Autofahren, auf der Seite schlafen und Hanteltraining. 

UNTERSUCHUNG UND KLINISCHE BEWERTUNG 

Am Anfang stehen Feststellung, Überprüfung und Bewertung der Vorgeschichte, um den aktuellen Zustand so genau wie möglich einschätzen zu können. Dann wird die Beweglichkeit der linken Schulter geprüft. Dabei wird eine beträchtliche Beschränkung der Flexibilität in allen Richtungen festgestellt, mit intensiven Schmerzen bei den jeweiligen Bewegungen. 

Um den Rücken als Ursache für die Schulterschmerzen auszuschließen, wurde eine eingehende Untersuchung vorgenommen. Das Ergebnis war, dass eine repetitive Retraktion/Extension/Rotation der HWS zu einer Verbesserung der Symptome und der eingeschränkten Beweglichkeit der linken Schulter führte (40-50%). 

Im Fall von Carlos ist der Schmerz in der Schulter ein übertragener Schmerz mit Auslöser in der HWS. Somit musste zuerst die Hals- und Nackenregion behandelt werden, um den übertragenen Schmerz zu lindern und möglichst ganz auszuschalten. 

BEHANDLUNG GEGEN SCHULTERSCHMERZEN 

Die in der Sitzung erlernte Mobilisierung der HWS durch repetitive Retraktion/Extension/Rotation zur Verringerung der Schmerzen und Verbesserung der Beweglichkeit der Schulter ist die spezifische (richtige) Übung zur Schmerzlinderung zu Hause (Selbstbehandlung). 

Die Empfehlung für Carlos lautete: 10 Wiederholungen dieser Übung alle 2 bis 3 Stunden. Zudem sollte er auf seine Sitzposition achten und eine Lendenrolle verwenden. 

Des Weiteren sollte er beim Schultertraining im Fitnesscenter weniger Gewicht verwenden, um jegliche Überlastung auszuschließen, die den Schmerz verstärken könnte. 

BEHANDLUNG GEGEN SCHULTERSCHMERZEN: DER ERFOLG VON CARLOS 

Sitzung 2 (15 Tage später): 100% Verbesserung bei den täglichen Verrichtungen. Beim Hanteltraining konnte ebenfalls eine Besserung auf 70% von 100% erzielt werden. 

Sitzung 3 (15 Tage später): Carlos spürt weitere Verbesserungen. Im Fitnessstudio konnte er bei fast allen Übungen das Gewicht erhöhen, bei einer Bewegung jedoch ist das immer noch nicht möglich. Bei der Bewertung der linken Schulter konnte festgestellt werden, dass Mobilität und Qualität der Innenrotation (lateral 90° / Abduktion) nicht perfekt waren. Aus diesem Grund sollte Carlos spezielle Schulterübungen machen: 

10 Wiederholungen 4-mal am Tag 

Beim Hanteltraining konnte die Bewegung, die bis dahin noch nicht möglich war, auf 85% von 100% gebessert werden. Carlos ist mit seiner spezifischen Schulterübung zufrieden, um den Schmerz nach und nach zu lindern, bis er wieder zu 100% seine Trainingsroutine mit Gewichten durchführen kann. 

VERRINGERUNG VON SCHULTERSCHMERZEN MIT DER MCKENZIE METHODE (ZUSAMMENFASSUNG FÜR FACHLEUTE) 

Die McKenzie Methode (Mechanical Diagnosis & Treatment – MDT) ist ein Klassifizierungssystem in die McKenzie Syndrome (Derangementsyndrom, Dysfunktionssyndrom und Haltungssyndrom), das auf Gelenke mit muskulo-skelettalen Problemen zur Anwendung kommt. Für die Evaluation werden bei der MDT repetitive/wiederholte Bewegungen untersucht und statische Tests vorgenommen. In wissenschaftlichen Studien konnten Zuverlässigkeit und Gültigkeit nachgewiesen werden.  

Der Vorteil einer positiven Evaluation ist die aktive Mitarbeit des Patienten von Anfang an. Aufgezeigt wird der Zusammenhang zwischen Bewegung und Symptomen. Einerseits reduziert, eliminiert oder zentralisiert die Bewegung den Schmerz, andererseits verursacht, verstärkt oder peripheralisiert die Bewegung den Schmerz. 

Der Patient kann dabei zusammen mit dem Therapeuten die entsprechenden Entscheidungen treffen und mit ihm eine therapeutische Allianz eingehen. Dabei handelt es sich um einen wesentlichen Prozess, was aktuelle Studien belegen. Zudem belegen die repetitiven Bewegungen auf realistische Weise den Zustand einer klinischen Präsentation: ob es sich z. B. um einen Bereich mit Reizungen, Entzündungen, Versteifungen (Restriktion, Obstruktion) etc. handelt. Eine einzige Bewegung sagt noch nichts über die Art des Schmerzes aus. 

Das McKenzie Syndrom von Carlos wurde nach Sitzung 1 als Derangementsyndrom der HWS mit übertragenem Schmerz auf die Schulter klassifiziert. Die bevorzugte Richtung zur Verringerung, Beseitigung oder Zentralisierung des Schmerzes war Retraktion/Extension/Rotation der HWS, die eine Verbesserung von 40-50% der klinischen Präsentation ergeben hatte. Das McKenzie Syndrom von Sitzung 1 konnte in Sitzung 2 bestätigt werden. 

Carlos kooperierte mit seiner Selbstbehandlung. Mit seiner aktiven Mitarbeit und gewissenhaften Ausführung der Behandlung konnte er die Schmerzen bei den alltäglichen Verrichtungen zu 100% auslöschen und nach und nach auch die beim Training im Fitnessstudio verwendeten Gewichte (bis zu 70%) erhöhen. 

In Sitzung 3 konnte bestätigt werden, dass Carlos das Derangementsyndrom der HWS weiterhin mit der Selbstbehandlung verringern/reduzieren konnte. Beim Hanteltraining stellten sich auch Besserungen ein, bei einer Bewegung jedoch gab es Probleme. Deshalb war eine Neubewertung der Schulter grundlegend, um eine Beseitigung der Schmerzen zu erzielen… Festgestellt wurde, dass die Innenrotation in Abduktion die richtige Richtung war, um Mobilität und Qualität dieser Bewegung zu verbessern…. 

In diesem Fall konnte das Derangementsyndrom der HWS mit der bevorzugten Richtung Retraktion/Extension/Rotation rasch gelindert (zu 100% in 2 Sitzungen bei den täglichen Verrichtungen) und zu 70% beim Hanteltraining gebessert werden. Für die fehlenden 30% waren eine Neubewertung sowie spezifische Schulterübungen erforderlich, um das Training mit Gewichten wieder zu 100% zu ermöglichen (bestätigt in Sitzung 5). 

WEITERFÜHRENDE LITERATUR, DIE SIE INTERESSIEREN KÖNNTE:

  • Walker, Cuff, Salt, Lynch, Littlewood (2020) „Examination of the neck when a patient complains of shoulder pain: a global survey of current practice
    (2019)“.
  • Walker, Salt, Lynch & Littlewood (2018) „Screening of the cervical spine in subacromial shoulder pain: A systematic review.
  • Rosedale, Rastogi, Kidd, Lynch, Supp & M Robbins (2019) „A study exploring the prevalence of Extremity Pain of Spinal source (EXPOSS)“.
  • Garcia, Costa, Soares de Souza, Oliveira de Almeida, Araujo, Hancock, Pena Costa (2018) „Reliability of Mechanical Diagnosis and Therapy system in patients with spinal pain: A systematic review“.
  • Corazon Aytona, Dudley (2013) „Rapid resolution of chronic shoulder pain classified as derangement using the McKenzie method: a case series“.
    Kidd (2013) „Treatment of the shoulder pain utilizing mechanical diagnosis and therapy principles“.
  • Menon, May (2012) „Shoulder pain: Differential diagnosis with mechanical diagnosis and therapy extremity assessment – A case report.
  • Dionne, Bybee, Tomaka (2006) „Correspondence of diagnosis to initial treatment for neck pain“.
  • Aina, May (2005) „ A shoulder derangement – a case report“.
  • McKenzie & May (2006) The Cervical & Thoracic Spine Mechanical Diagnosis & Therapy (Volume 1, 2).
  • McKenzie & May (2000) The Human Extremities Mechanical Diagnosis & Therapy.
  • McKenzie (2009) „Trate usted mismo su cuello“.
  • McKenzie, Watson & Lindsay (2009) „Treat your own shoulder“.